Industriespionage: Jedes zweite Unternehmen ist betroffen

Im Wettbewerb um ihre Zukunftsfähigkeit greifen auch deutsche Unternehmen immer häufiger zu Mitteln der Spionage, um sich geheimes und relevantes Know-how zu verschaffen. Die meisten Unternehmen sind sich der Gefahr des Informationsabflusses bewusst und haben ein Konzept für den Schutz der Informationen entwickelt. Jedoch ist dies häufig nicht genug. Im Jahr 2012 veröffentlichte „Corporate Trust“ eine Studie zur Industriespionage.

Die Ergebnisse waren ernüchternd – etwa jedes fünfte Unternehmen wurde durch mindestens einen konkreten Fall von Spionage geschädigt. Wenn man alle Fälle, in denen ein Verdacht nicht eindeutig bestätigt werden konnte, dazu zählt, mussten sich mehr als 50 Prozent aller deutschen Unternehmen schon einmal mit Spionage beschäftigen. Der finanzielle Gesamtschaden für die deutsche Wirtschaft liegt bei 4,2 Milliarden Euro, wobei die mittelständischen Unternehmen mit 28 Prozent am häufigsten von Industriespionage betroffen sind.

Die Spione im „Inneren“

Weit mehr als Spione von außerhalb des Unternehmens können „Insider“ große Schäden anrichten. Ein Mitarbeiter hat stets Zugang zu firmeninternen Informationen und das Wissen über eventuelle Schwachstellen. Mit 48,5 Prozent waren die Mitarbeiter diejenigen, die für die Weitergabe der meisten Informationen verantwortlich waren und den meisten Schaden verursachten.

Elektronische Angriffe

Besonders gefährlich und immer häufiger sind Angriffe auf Computernetzwerke eines Unternehmens. Der Informationsabfluss ist dabei meist sehr ergiebig und geschieht häufig unbemerkt. Auch besteht dabei stets die Gefahr der Sabotage oder der Fremdsteuerung der Rechner. Im Bereich der Wirtschaft ist von einer hohen Dunkelziffer solcher Angriffe auszugehen, bei denen die betroffenen Unternehmen nicht einmal bemerken, dass sie Opfer eines elektronischen Angriffs geworden sind.

Die Folgen für die Unternehmen

65,4 Prozent der Unternehmen gaben an, dass ihnen hohe Kosten durch Rechtsstreitigkeiten entstanden sind. 59,9 Prozent beklagten einen Imageschaden bei Kunden und Lieferanten und etwa ein Drittel der Unternehmen musste Umsatzeinbußen durch den Verlust von Wettbewerbsvorteilen hinnehmen.

Viele Unternehmen schützen sich nicht genug

Häufig ist den Verantwortlichen eines Unternehmens nicht bewusst, welche Informationen am strengsten geschützt werden müssen und auf welche Aspekte die Prioritäten gesetzt werden sollten. Unerlässlich für den Schutz des internen Know-hows ist das Erstellen der sogenannten Schutzbedarfsanalyse, die den firmeninternen Informationen und Daten verschiedene Geheimhaltungsstufen zuweist. Nur 20,4 Prozent der Unternehmen hatten die Analyse bisher erstellt.

Auch die meisten Sicherheitsvorkehrungen im IT-Bereich sind häufig nicht ausreichend. Nur etwa 19 Prozent der Unternehmen verschicken ihre E-Mails verschlüsselt und nur ca. 18 Prozent verbieten es ihren Mitarbeitern, externe Festplatten oder USB-Sticks an den Firmenrechner anzuschließen.

Nur 38,4 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, regelmäßige Mitarbeiterbefragungen durchzuführen, mit denen deren Loyalität geprüft wird. Nur etwa ein Drittel lässt besonders sensible Firmenbereiche durch Kameras oder Sicherheitskontrollen überwachen.

Zukunftsaussichten

Drei Viertel der befragten Unternehmen gaben an, dass sie glauben, die Industriespionage würde in Zukunft deutlich an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Die Hälfte von ihnen glaubt, dass ihr eigenes Unternehmen zukünftig weiterhin in dieser Hinsicht in Gefahr ist.