Romance- oder Love-Scamming – Betrug als Geschäftsmodell

Das Internet hat unsere Kommunikation grundlegend verändert.

Durch digitale Medien sind wir in der Lage, mit anderen Menschen in globalem Maßstab und in Echtzeit in Kontakt zu treten. Auch die Partnersuche findet heute vor allem online statt. Allerdings bietet die digitale Welt auch Betrügern neue Chancen. Romance- oder Love-Scamming – der Liebesbetrug im Internet – hat sich in einigen Ländern zu einer kriminellen Industrie entwickelt. Eine professionelle Detektei kann dabei helfen, den hierdurch verursachten materiellen Schaden zu begrenzen oder den Betrug bereits im Vorfeld aufzudecken.

Was ist Romance-Scamming?

Der englische Begriff „scam“ heißt auf Deutsch Betrug. Romance-Scamming oder Love-Scamming ist eine Form des Internetbetrugs, bei dem die Täter gefälschte Profile in den sozialen Medien dazu nutzen, ihren Opfern eine Liebesbeziehung vorzutäuschen. Um Gefühle oder eine Beziehung geht es ihnen dabei nicht. Interessant ist für sie nur das Geld des Opfers. Love-Scamming ist die moderne Form des Heiratsschwindels. Die Kommunikation zwischen Tätern und Opfern findet ausschließlich auf digitalem Wege statt. Für die Kontaktaufnahme und für das Vortäuschen einer Liebesbeziehung nutzen Love-Scammer soziale Medien wie Facebook oder Instagram sowie kostenlose Dating-Plattformen im Internet.

In den letzten Jahren hat Romance-Scamming kontinuierlich zugenommen. Welches Ausmaß es erreicht hat und welchen materiellen Schaden es verursacht, zeigen Zahlen aus den USA. Bei der Meldestelle des FBI für Internetbetrug wurden im Jahr 2019 insgesamt 19.473 Fälle angezeigt. Vier Jahre zuvor – im Jahr 2015 – waren es lediglich 12.509 Fälle. Die Schadenssumme durch Love-Scamming belief sich im Jahr 2019 auf 475 Millionen US-Dollar. Die US-amerikanische Handelskommission (Federal Trade Commission, FTC) gibt an, dass sie höher ist als bei allen anderen Formen des Konsumentenbetrugs. Für Deutschland liegen bisher keine offiziellen Zahlen vor. Sicher ist jedoch, dass der Liebesbetrug im Internet auch hierzulande eine immer größere Rolle spielt.

Nicht bezifferbar ist das emotionale Leid, das durch Romance-Scamming verursacht wird. Viele Opfer verlieren nicht nur ihr Geld, sondern auch das Vertrauen in sich selbst, in andere Menschen und vor allem in einen potenziellen realen Partner. Treffen kann Love-Scamming jeden Menschen, der online unterwegs ist und sich wünscht, dort vielleicht irgendwann seinen Traumpartner zu finden. Zwar sind die meisten Opfer Frauen, jedoch sind auch Männer in wachsendem Ausmaß davon betroffen. Die klassische Zielgruppe der Scammer sind Menschen im mittleren und höheren Lebensalter. Ebenso können jedoch auch jüngere Menschen Opfer eines Scammers werden.

Love-Scamming – eine kriminelle Industrie

Viele Love-Scammer begehen den Betrug nicht als individuelle Tat, sondern sind in kriminellen Banden organisiert. Vor allem in westafrikanischen Ländern wie Nigeria und Ghana hat sich Romance-Scamming zu einer Industrie entwickelt. Zum Teil arbeiten die Scammer in Callcentern und organisieren sich im Schichtbetrieb. In der Regel kommunizieren sie parallel mit mehreren Personen. Gleichzeitig agieren sie in Netzwerken, die international organisiert sind. Zu ihrem Geschäft gehört auch das Fälschen von Pässen und anderen Dokumenten. Gelder werden um den Globus geschleust, sodass keine Rückschlüsse auf den tatsächlichen Standort der Scammer möglich ist. Hierfür werden in verschiedenen Ländern Personen angeworben, die ihre Konten für Geldtransfers zur Verfügung stellen.

Fake-Identitäten – die Basis für das Scamming

Romance-Scammer nutzen für ihre Aktivitäten gefälschte Identitäten. In den sozialen Medien legen sie entsprechende Fake-Profile an. Die Bilder und Videos dafür stehlen sie auf den Seiten anderer Nutzer, die meist niemals erfahren, dass jemand ihre Identität für einen Betrug verwendet. Interessant für Scammer sind fremde Accounts, auf denen umfangreiches privates und berufliches Foto- und Videomaterial vorhanden ist. Sie stellen sich daraus eine auch visuell präsentierbare Identität zusammen. Oft werden die Fake-Identitäten auf verschiedenen Plattformen eingestellt, sodass sich bei einer Recherche ein einheitliches Bild ergibt.

Ihren potenziellen Opfern erklären Romance-Scammer größtenteils, dass sie beruflich oder geschäftlich im Ausland unterwegs sind – oft in einem Land, das vom Wohnort der kontaktierten Person möglichst weit entfernt ist. Dabei geben sie Tätigkeiten an, die angesehen und in der Regel auch hoch dotiert sind. Zu den beruflichen Legenden der Scammer gehören beispielsweise:

  • Eine Position im US-Militär und ein hierdurch bedingter Auslandseinsatz
  • Eine Mission als Offizier oder Arzt für die Vereinten Nationen oder andere internationale Organisationen
  • Eine Tätigkeit als selbstständiger Unternehmer, die aktuell einen Auslandsaufenthalt erfordert. Möglicherweise liegt auch der Firmensitz im Ausland oder das Unternehmen ist damit beschäftigt, in weitere Länder zu expandieren.

Als Länder für falsche Identitäten mit militärischem, medizinischem oder humanitärem Hintergrund erfreuen sich der Irak, Jemen und bis in jüngster Vergangenheit auch Afghanistan besonderer Beliebtheit.

Scammer, die sich als Unternehmer ausgeben, sind ihren Angaben nach oft in Asien aktiv. Als Herkunftsland geben sie regelmäßig die USA, aber auch westeuropäische Länder an.

Ihre falschen Identitäten entwickeln Romance-Scammer in sehr detaillierter Form. Sie berichten über ihre Biografie, ihre Familiengeschichte und ihre berufliche Tätigkeit. Bei einer Unternehmer-Legende wird zum Teil auch eine gefakte Firmen-Webseite präsentiert. Fotos angeblicher Kinder oder Enkel tragen zur Konstruktion einer emotionalen Story bei. In anderen Fällen geben die Scammer an, dass sie verwitwet sind und keine nahen Angehörigen besitzen. Die potenziellen Opfer sollen glauben, dass sie nicht nur die wichtigste, sondern auch die einzige nahestehende Person im Leben des vermeintlichen Partners sind.

Wichtig ist vor allem, dass die Betrüger durch permanente Kommunikation für ihre potenziellen Opfer unverzichtbar werden und diese davon überzeugt sind, dass sie sich in einer Liebesbeziehung befinden. Die Kommunikation mit dem Opfer wird über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten. Dabei kann es sich um mehrere Monate oder sogar Jahre handeln. Das Ziel der Scammer besteht darin, in dieser Zeit so viele Zahlungen wie möglich zu erhalten.

Als Kommunikationsmedien nutzen Romance-Scammer vor allem Chats und Sprachnachrichten. Videochats stehen sie häufig ablehnend gegenüber, da sie ihre Fake-Identität dann nicht mehr aufrechterhalten könnten. Die digitale Technik hält jedoch auch hierfür Lösungen bereit. Bekannt ist, dass Scammer von Social-Media-Plattformen entwendete Videos mit ihrer eigenen Stimme unterlegen. Dass Mundbewegungen und Ton nicht immer exakt zusammenpassen, wird einer schlechten Internetverbindung zugeschrieben.

Romance-Scamming – das Ablaufschema

Unabhängig von der Legende des Betrügers läuft Romance-Scamming nach einem festen Schema ab. Potenzielle Opfer werden auf einer Dating-Plattform oder in den sozialen Medien kontaktiert. Die Kommunikation wird danach unmittelbar auf Messenger-Dienste wie WhatsApp oder den Facebook-Messenger umgeleitet.

In der Regel schreiben Scammer zahlreiche Personen an. Ein romantisches Interesse bekunden sie oft schon in der ersten Nachricht – möglicherweise mit einem Kompliment, das auf das Aussehen oder das Gesamtprofil des potenziellen Opfers Bezug nimmt. Wer sich darauf einlässt, wird in ein intensives und kontinuierliches Gespräch verwickelt, das dem Aufbau von Vertrauen dient. Offene Liebesbekundungen folgen, wenn sich der Scammer sicher ist, dass sein Opfer an einer Beziehung interessiert ist. Ab diesem Zeitpunkt wird die Kommunikation so gestaltet, dass die Liebesbeziehung für das Opfer glaubhaft ist und eine emotionale Abhängigkeit entsteht.

Im nächsten Schritt soll es zu einem ersten persönlichen Treffen kommen, an dem der Scammer sehr stark interessiert ist und seine Vorfreude auf diese Begegnung äußert. Im letzten Moment wird dieses Treffen jedoch abgesagt. Die Gründe dafür sind oft dramatisch und grundsätzlich mit Geldproblemen verbunden. Der Scammer vermittelt seinem Opfer, dass er unverschuldet in eine finanzielle Notlage geraten ist. Hier sind einige Beispiele dafür:

  • Schulden müssen dringend zurückgezahlt werden, weil es akute Probleme mit den Gläubigern oder mit Behörden gibt.
  • Aufgrund der Situation im Aufenthaltsland hat der Scammer vorübergehend keinen Zugang zu seinen eigenen Konten.
  • Bargeld oder Kreditkarten sind verloren gegangen, sodass er den Flug zum vereinbarten Treffen nicht bezahlen kann.
  • Er steckt in geschäftlichen Schwierigkeiten, die ohne kurzfristige finanzielle Hilfe nicht lösbar sind.

Der Scammer macht deutlich, dass er diese und vergleichbare Probleme nur durch die Hilfe des Opfers lösen kann, da ihm dafür keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Selbstverständlich verspricht er eine baldige Rückzahlung des Geldes. Bei einer einmaligen Zahlung bleibt es jedoch selten. Romance-Scamming zielt darauf ab, durch Betrug eine möglichst langfristig bestehende Geldquelle zu erschließen. Auf Nachfragen und Misstrauen reagiert der Scammer mit emotionalem Druck. Er zieht sich erst zurück, wenn sein Opfer nicht mehr bereit oder in der Lage ist, weitere Zahlungen zu leisten.

Im Magazin „Der Spiegel“ hat vor einigen Jahren eine von Love-Scamming betroffene Frau ihre Erfahrungen in einem anonymen Interview geschildert. Sie hatte sich vor einiger Zeit auf der Plattform „StayFriends“ registriert, um alte Schulfreunde wiederzufinden und wurde dort von einem Unbekannten angeschrieben. Die Avancen des angeblichen US-Amerikaners blockt sie zunächst ab, was dieser jedoch nicht gelten lässt.

Schließlich verliebt sie sich in ihn. In E-Mails und WhatsApp-Nachrichten tauschen sie sich über ihr Leben, ihre Gefühle und ihre Zukunftspläne aus. Der „selbstständige Unternehmer“ gibt zunächst an, dass er in Österreich wohnt, teilt ihr nach einigen Tagen jedoch mit, dass er nach Singapur reist, weil er dort einen neuen Auftrag angenommen hat und bei dessen Ausführung persönlich präsent sein will. Kurz nach seiner Ankunft in Asien bittet er sie zum ersten Mal um Geld. Zunächst geht es um Steuern und Gebühren, damit sein Material freigegeben werden kann. Danach folgen weitere Zahlungen, die jeweils mit Problemen in Singapur begründet werden. Er erklärt ihr immer wieder, wie wichtig es ist, dass der Singapur-Auftrag so schnell wie möglich abgeschlossen wird – schließlich könnten sie erst dann zusammen sein. Außerdem sei er erst dann in der Lage, ihr Geld zurückzuzahlen. Allerdings misslingt seine Abreise aus Singapur. Der Scammer täuscht eine Festnahme am Flughafen und eine drohende Haftstrafe wegen Steuerschulden vor – er denke daran, sich umzubringen, weil er das Gefängnis nicht ertragen könne. Insgesamt zahlt die Frau innerhalb von zehn Monaten rund 460.000 US-Dollar an den Betrüger – ein Teil davon ist durch Bankkredite und Privatdarlehen finanziert. Nachdem ihr endgültig bewusstwird, dass sie zum Opfer von Romance-Scamming geworden ist, braucht sie trotzdem sehr viel Zeit, um sich aus der emotionalen Bindung an diesen Mann zu lösen. [https://www.spiegel.de/panorama/love-scamming-eine-frau-erzaehlt-wie-sie-auf-einen-betrueger-reinfiel-a-ff5bc83b-b4d7-4bd8-a804-b889925eeaa0]

Wie Sie sich vor Romance-Scamming schützen können

Wenn Sie im Internet neue Kontakte knüpfen, sollten Sie auch das Thema Love-Scamming im Blick behalten. Vorsicht ist vor allem dann geboten, wenn ein völlig Unbekannter mit einem eher außergewöhnlichen Hintergrund Kontakt zu Ihnen aufnimmt. Für eine Fake-Identität, hinter der sich ein Love-Scammer verbergen kann, sprechen beispielsweise die folgenden Punkte:

  • Das Profil ist nur wenige Tage alt. Falls Freunde oder Follower vorhanden sind, stammen sie aus verschiedenen Ländern und haben meist das gleiche Geschlecht wie der Profilinhaber.
  • Der neue Kontakt postet auf seiner Seite attraktive Fotos seiner Person – allerdings vor einem neutralen Hintergrund. Aufnahmen der eigenen Wohnung oder Zufallsbilder aus dem Alltag sind auf den meisten Fake-Profilen nicht zu sehen.
  • In der persönlichen Kommunikation agiert er sehr charmant. Gleichzeitig möchte er so viel wie möglich über Sie und Ihr Leben in Erfahrung bringen.
  • Er hat ein aufregendes, aber kompliziertes Leben, in dem unter anderem schwierige Beziehungen oder häufige Schicksalsschläge eine Rolle spielen.
  • Heiratspläne kommen bereits nach sehr kurzer Zeit zur Sprache.
  • Sie kommunizieren mit Ihrer Internet-Bekanntschaft ausschließlich über Nachrichten und Sprach-Chats. Videochats oder klassische Telefonate werden abgelehnt.

Bei Kontaktanfragen völlig fremder Menschen sollten Sie generell Vorsicht walten lassen. Bei näherem Hinschauen erscheinen Romance-Scamming-Anfragen fast immer wenig logisch. Warum sollte ein erfolgreicher und gutaussehender Mensch ausgerechnet in den sozialen Medien nach der großen Liebe suchen und dafür eine Fernbeziehung mit einem Menschen eingehen, den er persönlich überhaupt nicht kennt? Am wichtigsten: Verschicken Sie niemals Geld oder andere Wertgegenstände an eine Internet-Bekanntschaft. Wenn Ihr Kontakt Sie danach fragt, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie an einen Love-Scammer geraten sind. In diesem Fall sollten Sie die Kommunikation sofort abbrechen, die betreffende Person blockieren und auch dafür sorgen, dass Sie für diesen Menschen nicht mehr erreichbar sind.

Wenn Sie durch Romance-Scamming bereits geschädigt wurden, ist eine Strafanzeige unumgänglich. Zwar ist eine Strafverfolgung schwierig, da die Täter fast immer aus dem Ausland agieren – trotzdem sind auch erfolgreiche Ermittlungen möglich. Zudem sind Sie durch eine Anzeige auch selbst auf der sicheren Seite. Überweisungen an den Betrüger von Ihrem Konto können von Banken und Behörden sonst als strafrechtlich relevanter Geldwäscheversuch gewertet werden.

Eine professionelle Detektei kann Ihnen bei einem Verdacht auf Love-Scamming oder bei einem bereits manifesten Betrug in mehreren Dimensionen helfen. Beispielsweise lässt sich durch entsprechende Recherchen auch ein exzellent erstelltes Fake-Profil enttarnen. Nachfragen bei Behörden oder Vor-Ort-Überprüfungen können im In- und Ausland vorgenommen werden. Wenn Sie durch Romance-Scamming bereits finanziell geschädigt wurden, kann eine Detektei die Ermittlungsarbeiten der Strafverfolgungsbehörden wirksam unterstützen. Zudem verfügen Detekteien, die sich auf dieses Arbeitsfeld spezialisiert haben, über ein internationales Netzwerk, um den Betrüger zu ermitteln und im Erfolgsfall auch Ihr Geld zurückzuholen. Hierfür kooperieren sie mit den Behörden seines Herkunftslandes oder der Länder, in denen die Straftaten maßgeblich begangen wurden.