Ulm, 8. Oktober 2014 – Mobbing ist in vielen deutschen Unternehmen an der Tagesordnung. Rund jeder sechste Arbeitnehmer wurde in seinem beruflichen Umfeld schon einmal gemobbt – Tendenz steigend. Die Betroffenen gehen in den meisten Fällen davon aus, dass sie völlig hilflos seien. Doch ihnen kann geholfen werden.
Das IFAK Institut für Markt- und Sozialforschung hat 529 Berufstätige zu ihren Erfahrungen mit Mobbing befragt. Das Ergebnis war ernüchternd: 15 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal gemobbt worden zu sein. Am häufigsten werden die Betroffenen schikaniert, indem ihnen bewusst Informationen vorenthalten, sie schlecht gemacht oder Lügen über sie verbreitet wurden. Aber auch durch schlichte Ignoranz unliebsamer Kollegen, handfeste Drohungen und Demütigungen bis hin zur körperlichen Gewalt kann sich der Psychoterror am Arbeitsplatz äußern. Die IG Metall stellte fest: Fast die Hälfte der Mobbing-Fälle werden durch Kollegen angeführt. Mit 37 Prozent der Fälle sind aber auch die Vorgesetzten stark vertreten. In jedem zehnten Fall verbrüdern sich sogar Kollegen und Vorgesetzte, um einzelne Mitarbeiter gezielt zu schikanieren.
Oft geben sich die Gemobbten selbst auf. Sie setzen sich Tag für Tag dem Terror aus und psychische Probleme entstehen. Auf gehäufte Krankmeldungen folgt später meist die Kündigung. Steuert man einer solchen negativen Entwicklung jedoch rechtzeitig entgegen, kann dieser Ausgang verhindert werden, denn es ist nicht notwendig, dass der Gemobbte sein Gesicht vollständig verliert.
Im ersten Schritt sollten Gemobbte versuchen, sich im Betrieb selbstbewusst zu zeigen – selbst wenn sie sich nicht danach fühlen. Mobber verlieren mitunter das Interesse, wenn sie das Gefühl bekommen, dass sie ihr Opfer mit ihren Attacken nicht beeindrucken können. Außerdem kann etwas Selbstreflexion nicht schaden. Vielleicht gab es einen Anlass oder ein Fehlverhalten, das dazu geführt hat, dass sich die Stimmung verändert hat. In einem frühen Stadium des Konflikts lässt sich unter Umständen durch ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Mobber noch eine Besserung der Umstände erreichen. Ist der Mobbingfall jedoch schon zu weit fortgeschritten, könnte das Gesprächsangebot als Schwäche angesehen werden.
Der beste Freund des Gemobbten sind Protokolle, die ihm später helfen, den Psychoterror nachzuweisen. Experten empfehlen in diesem Zusammenhang, ein sogenanntes Mobbingtagebuch zu führen, in dem alle Vorfälle minutiös dokumentiert werden. Angaben zu den Akteuren sowie etwaigen Zeugen dürfen dabei nicht fehlen. Setzen die Mobber auch an dem Punkt an, die Arbeit des Gemobbten herabzusetzen oder diese gezielt zu sabotieren, so ist es wichtig, die eigenen Aufgaben, deren Arbeitsergebnisse und auch die Reaktionen Außenstehender darauf (zum Beispiel Lob) sorgfältig zu dokumentieren. So können die Betroffenen aufzeigen, dass die schlechte Meinung des Angreifers lediglich eine Einzelmeinung unter vielen positiven darstellt.
Gemobbte sollten darauf achten, sich nicht zu isolieren. Sind auch noch andere Kollegen von Mobbing betroffen, sollten sie sich mit diesen zusammenschließen, um gemeinsam stark zu sein. Doch auch wenn dies nicht der Fall ist, sollte der Kontakt zu den Kollegen und der Anschluss gezielt gesucht werden. Haben sie Vertraute im privaten Umfeld, sollten diese nicht ständig als „seelischer Mülleimer“ missbraucht werden. Sonst sind diese meist früher oder später nicht mehr bereit, zuzuhören.
Möchten die Opfer ihren Peinigern entgegentreten, sollten sie sich an einen professionellen Detektiv wenden, der bereits Erfahrung mit Mobbing-Fällen sammeln konnte. Er unterstützt sie bei der Sammlung von Beweisen, die ihnen helfen, ihren Ruf am Arbeitsplatz wiederherzustellen. Möchten Betroffene eine Klage auf Schadenersatz einreichen, so können die Beweise bei Bedarf auch vor Gericht verwertet werden. Eine vergleichbar gute Beweislage können Laien nur selten selbst herstellen.