Marken- und Produktpiraterie: Drei von vier Unternehmern betroffen

71 Prozent der deutschen Unternehmer im Maschinen- und Anlagenbau waren dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zufolge im Jahr 2014 von Produkt- und Markenpiraterie betroffen – der höchste Wert seit mehr als zehn Jahren. In anderen Branchen werden ähnliche Zahlen aufgerufen. Der Zoll beschlagnahmte im vergangenen Jahr Waren im Wert von rund 134 Millionen Euro. Das verheerende ist, dass noch immer fast die Hälfte der Unternehmen, 44 Prozent, keinerlei Maßnahmen ergreift, um sich als Betrieb gegen Plagiate zu schützen. Der Rest versucht, das Problem mit gerichtlichen und außergerichtlichen Maßnahmen einzudämmen. In diesem Zuge werden Waren an der Grenze beschlagnahmt sowie Zwangslizenzen vergeben.

Wann Marken- und Produktpiraterie vorliegt

Von Marken- und Produktpiraterie spricht man immer dann, wenn Produkte hergestellt werden, die der Ware eines anderen Herstellers sehr ähnlich sind. Dies kann unterschiedliche Ausgestaltungen annehmen:

• Ein Produkt weist dasselbe Aussehen, die gleiche Verpackung und trägt den Originalnamen, der Inhalt bleibt jedoch qualitativ hinter dem Original zurück.
• Produkte tragen einen Namen, der dem Original sehr stark ähnelt, beispielsweise Cucci statt Gucci.
• Die Kleidung eines teuren Designers wird exakt kopiert und unter einem anderen Label billig verkauft.

Besonders stark betroffen ist das produzierende Gewerbe von der Produkt- und Markenpiraterie. Gefälscht werden vor allem hochpreisige Produkte von Herstellern mit gutem Ruf, darunter beispielsweise Uhren, Parfums, Bekleidung, Medikamente; Maschinen, Investitionsgüter oder auch Autos (und Teile davon).

Der Billigtourismus in Osteuropa

Insbesondere in Osteuropa, aber auch in typischen Urlaubsländern wie der Türkei oder Italien, finden sich zahlreiche Märkte, auf denen die gefälschte Billigware zu Spottpreisen verkauft wird. Was jedoch viele Verbraucher nicht wissen: Die Qualität der Produkte ist oft minderwertig. Die betroffenen Unternehmer leiden dadurch doppelt – nicht nur dass ihnen der entsprechende Gewinn verloren geht, auch ein Imageverlust droht ihnen, da negative Erfahrungen mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht werden. Aufgrund des großen Angebots hat sich inzwischen ein regelrechter Billigtourismus in angrenzende Länder wie Polen oder Tschechien entwickelt.

Messen: Plagiate schnell in Umlauf gebracht

Insbesondere internationale Messen werden ausgenutzt, um Plagiate aus sämtlichen Produktsparten in Umlauf zu bringen. Finden andere Händler Gefallen an den Produkten, nehmen sie unter Umständen gleich größere Posten der betrügerischen Großhändler ab. So werden sie unwissentlich oder wissentlich zu den Helfern der Fälscher. 54 Prozent der VDMA-Mitglieder wurden einer Umfrage gemäß auf Messen bereits mit Plagiaten der eigenen Produkte konfrontiert.

Weil die fälschenden Unternehmen auf den Messen sehr aktiv sind, bieten sich hier für das Vorgehen gegen das Problem viele Ansatzpunkte. Den Herstellern selbst mangelt es jedoch häufig einerseits an der Kapazität, andererseits an dem notwendigen Know-how, um die Produktfälscher zu identifizieren, sie ihrer gerechten Bestrafung zuzuführen und die Ware zu beschlagnahmen.

Detektive ermitteln verdeckt

Deshalb werden häufig Detektive mit den Ermittlungen betraut. Sie werden auf nationalen und internationalen Messen ebenso wie auf osteuropäischen Märkten eingesetzt, um Plagiate aufzustöbern und die Händler dingfest zu machen. Sie halten Ausschau nach Produkten, die die Rechte des Mandanten verletzen könnten.

Bei Bedarf geben sie sich als Kunden aus, um an nähere Informationen zur Herkunft und Produktion zu gelangen. Erhärten sich die Verdachtsmomente ziehen die Detektive umgehend den Zoll hinzu, um die Ware beschlagnahmen zu lassen. Die notwendigen Beweise lassen sich über Videos und Fotos minutiös dokumentieren. Unternehmer haben damit gegen die Fälscher wirklich etwas in der Hand. Wenn sie das Problem schon nicht komplett eindämmen können, können sie ihnen ihre Arbeit zumindest deutlich erschweren.